William Fife II

William II war in Sachen Schiffbau ein Perfektionist wie sein Vater. Neben dem handwerkliche Geschick besaß auch der Sohn das gleiche intuitive Gespür für Design und den Ehrgeiz, perfekte Schiffe auszuliefern. Oft tauschte er selbst einen Spant aus, der nicht seinen Vorstellungen entsprach. Er führte die Werft mit fester Hand, erlaubte keine schlampige Arbeit und setzte selbst dann noch hohe Standards, wenn es finanzielle Verluste bedeutete.

Trotzdem war er beliebt , „An Ayrshire country person“, wie die Einheimischen sagten, einer der mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben war und bei seinen Mitmenschen hohes Ansehen genoss.

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William Fife II

Fife II experimentierte mit den geltenden Vermessungsregeln und entwickelte lange, schmale Yachten mit großen Überhängen. Die größer werdenden Schiffe stellten ihn zunehmend vor Probleme, denn Fairlie an sich ist ein Ort, der für den Schiffbau denkbar ungeeignet ist:

Direkt vor der Werft ist das Wasser sehr seicht. Eine große Sandbank behinderte zudem den Zugang zum Meer, und der Hafen war nur bei Flut zu erreichen. Bei kleinen Fischerbooten war das alles kein Problem, die größeren Yachten mit den tiefen Kielen konnten jedoch nur bei Flut und unter Umgehung der Sandbänke zu Wasser gelassen werden. Erst eine leistungsfähigere Slipanlage und das von Fife entwickelte sog. „floating dock“ halfen diese Schwierigkeiten zu überwinden.

Das „floating dock“ war ein Schwimmponton, in dem die Yacht beim Stapellauf festgemacht wurde. Anschließend wurde das Ponton samt Schiff soweit ins Wasser hinaus gezogen, bis es tief genug war, dass die Yacht auf eigenem Kiel schwimmen konnte. Dann wurde das Ponton geflutet und entfernt. Diese Lösung vermied so manch peinliche Situation, die z.B. dann entstand, wenn die Yacht nach der feierlichen Taufzeremonie vom Stapel gelassen wurde, vor den Augen der begeisterten Zuschauer elegant ins Wasser rauschte und bereits nach wenigen Metern unsanft abgebremst im Schlick stecken blieb.

Nicht umsonst waren Schiffstaufe und Stapellauf in Fairlie immer bedeutende Ereignisse, bei denen regelmäßig das ganze Dorf auf den Beinen war. Die Werft war größter Arbeitgeber am Ort und nahezu alle Einwohner auf irgendeine Weise mit dem Unternehmen verbunden.

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Floating Dock  (Scottish Maritime Museum)

So wie der Stapellauf war die Anlieferung von Materialen mit entsprechenden   Schwierigkeiten verbunden. In den ersten Jahren verbaute man auf der Fife- Werft überwiegend einheimisches Holz. Später wurden immer mehr exotische Holzsorten importiert, die ebenso wie das Blei und alles andere, was es vor Ort nicht gab, über den Seeweg angeliefert werden mussten. Viel wurde damals geschmuggelt um Einfuhrzölle zu sparen. So wurde am Strand oftmals exotisches Holz gefunden, das eigentlich nur für die Fife-Werft bestimmt sein konnte. Offensichtlich war es einfach über Bord geworfen worden. Hatten die Werftmitarbeiter es nicht schnell genug eingesammelt, wurde es vom Zollbeamten beschlagnahmt und versteigert, Meistbietender war in der Regel William Fife.

Bootsbau fand zu dieser Zeit buchstäblich am Strand statt, unter freiem Himmel und üblicherweise in den Wintermonaten. Nur der Schmied hatte am Ufer eine bessere Hütte. Die Arbeiter, überwiegend Bewohner von Fairlie und Umgebung, wurden nur in der Zeit von September bis Ende Mai beschäftigt. In den Sommermonaten heuerten sie als Crewmitglieder auf den großen Yachten an.

Fife baute auf diese Art und Weise etwa 6 bis 8 Yachten im Jahr, die meisten für Mitgleider eines der ersten Yachtclubs. Seine Kunden bestellten etwa alle 2-3 Jahre ein neues Schiff.

1865 erhielt William II den Auftrag für einen 80 t Cutter Fiona, in den folgenden Jahren auch „Fawn of Fairlie“, Reh aus Fairlie, genannt. Fiona war 73 Fuß lang und dabei nur 15 Fuß breit, gebaut aus Eiche, Teak und Mahagoni. Sie hatte eine 22jährige erfolgreiche Regattakarriere, man sagte von ihr, sie wäre damals der schnellste Kutter der Welt gewesen. Oft verlor sie Masten und Spieren, was nicht zuletzt am ehrgeizigen Skipper lag, der nicht davor zurückschreckte, bei Regatten den Spinnaker abzuschneiden, wenn es nicht schnell genug ging, oder den Eigner unter Deck einzusperren, wenn dieser darum bat, mit seinem Schiff doch etwas vorsichtiger umzugehen. Vom Skipper John Houston erzählt man sich außerdem, dass er sich den Champagner, der für Fionas Schiffstaufe vorgesehen war, mit William Fife geteilt und danach die Flasche für die Taufzeremonie wieder mit Wasser aufgefüllt haben soll. Die anschließende Schiffstaufe mit Wasser hatte aber offensichtlich keinen Einfluss auf Fiona´s Performance als Regattayacht.

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FIONA  (RNCYC)

Der Tod des 80jährigen William Fyfe I im August des gleichen Jahres überschattete die Erfolge der aufstrebenden Werft.

William II selbst hatte inzwischen eine eigene Familie, einen 8jährigen Sohn, William III, und drei Töchter. Der Fortbestand des Familienbetriebs war damit gesichert. William III sollte in die Fußstapfen seine Vaters und Großvaters treten und ein berühmter Designer werden.

1875 hatte die Fife- Werft so viel zu tun, dass zum ersten mal eine Yacht außerhalb von Fairlie bei einer anderen Werft auf Kiel gelegt wurde. Die Herstellung von fishing smacks und traders (kleine Handelsschiffe) wurde aber weiterhin nicht aufgegeben.

Im gleichen Jahr entwarf William III mit Hilfe seines Vaters sein erstes Schiff. Er war mit 15 bei seinem Vater in die Lehre gegangen und nach 3 Jahren bereits in der Lage, seine ersten Yachten zu zeichnen. Überhaupt war Fife III mehr Designer als Handwerker in einer Zeit, in der sich der Schiffbau auf einmal sehr schnell weiterentwickelte.

Es gab neue Baumethoden, z.B. Holzplanken auf Stahlspanten, Yachten ohne Innenballast und mit angehängten Kielen und verbesserten Segelflächen.

Die Designer setzten zudem die von William Froude nach Schlepptankversuchen aufgestellten Grundsätze zur Rumpfgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Schiffslänge und den Einfluss von Wasser- , Wellenbewegung und Reibung konsequent um.

Die Unterwasserschiffe wurden radikal beschnitten und am Rigg Verbesserungen in Form von Wantenspanner statt Juffern eingeführt. Die Schiffe konnten größere Segelflächen tragen, waren leichter und schneller.

Fife und Sohn ignorierten diese Entwicklungen nicht, Fife II war jedoch nicht mehr so experimentierfreudig und überließ die radikalen Neuentwicklungen seinem Sohn.

William Fife III